13-11-1940 Guckenheimer

(Letzte Bearbeitung / last updated on 08/09/2024)

Brief von Settchen und Adolf Guckenheimer an ihre Enkeltochter Lieselotte und Familie Selig in Chicago vom 13. November 1940. / Letter from Settchen and Adolf Guckenheimer to their granddaughter Lieselotte and the Selig family in Chicago dated 13th of November 1940.

Transkription / Transcription

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Frankfurt, 13/11/1940

[Seite 1]
Meine Lieben! Am Montag 11. November erhielten wir Euren l. Brief vom 8. Okt. und am 13 Nov. einen vom 14. Sept. und waren beide Briefe sehr lange unterwegs und ist es doch schon besser wenn man Luftpostbriefe schreibt, denn wir waren sehr in Verlegenheit. Ganz besonders freut uns endlich mal etwas von der l. Ruth Gutes zu hören und gibt man sich wieder zufrieden, denn wir hatten seit 11 Wochen keine Nachricht, ich hoffe, daß Ihr meine Lieben inzwischen unseren Brief Nr. 16. vom 4. November in Eurem Besitze habt, worin wir angefragt haben, wegen der Operation der l. L[ieselotte]. Tante Rosa welche ja auch davon wußte hatte uns nichts gesagt, aber jetzt nachdem wir sie gesehen, haben uns den Brief von l. Luzia vorgelesen. Hoffentlich bist Du l. L[ieselotte]. wieder vollständig in Ordnung. Und ist es mir nur leid, daß Du meine l. Jenny, sowie auch Du l. Tante Sofia & sonstige Lieben solche Aufregungen hatten, aber leider kann man ja daran nichts ändern. Ich kann Euch meine Lieben gar nicht dankbar genug sein, was Ihr alle so lieb & gut zur L[ieselotte]. seid und hoffe ich daß sie es zu würdigen weiß & sich in jeder Art & Weise erkenntlich zeigt, da sie schon Geld verdient, soll sie selbst die Unkosten bezahlen, damit sie Dir l. Jenny damit nicht zur Last fällt, denn Du thust wirklich genug und w. G. w. können wir dies Alles auch mal wieder gut machen. L. Jenny Du schreibst in deinem Brief von 8. Okt. wörtlich: „ich denke, daß mich jetzt Lilo besser versteht und weiß wie gut ich es mit ihr meine“. Diese Worte haben mir etwas zu denken gegeben; ich hoffe doch nicht, daß sich L[ieselotte]. nicht beträgt wie es selbstverständlich sein muß, und bin ich Dir l. Jenny sehr dankbar, wenn Du ganz offen & ehrlich mal darüber schreiben würdest um was es sich handelt. Lilo schreibt doch in jedem Brief so sehr begeistert von Dir & allen anderen Lieben, aber l. Jenny ich hoffe doch, daß sie sich nichts zu Schulden kommen läßt. Was habt Ihr Alle L[ieselotte]. zum Geburtstag so schön beschenkt & danke auch ich Euch Allen recht herzlich, ebenso auch l. Rudolf & lberg[?] L[ieselotte]. muß doch froh sein, in einem solch schönen Familienkreis zu feiern & ist es schon viel besser, sie ist bei Euch, als bei den Gerauer Bekannten & braucht auch nicht so oft mit diesen auszugehen, sie schreibt ja auch sie ging

[Seite 2]
meistens mit Syd & ist sie da bestimmt in den besten Händen, sie braucht überhaupt nicht so oft auszugehen, denn sie ist ja noch soooo jung und Eure Familie ist ja auch so groß & ist sie da doch gut aufgehoben und kürzlich schrieb mal wie glücklich sie sich in Eurem schönen Heim fühlt. Ich bitte dich nochmals l. Jenny, ja L[ieselotte]. auf alle Fehler aufmerksam zu machen, denn sie weiß bestimmt, wie gut Du es mit ihr meinst. Sie war immer ein braves, gutes Kind und w.G.w. bleibt sie auch weiter so, auch unsere Ruth ist ein l. Kind & ist es hoffentlich auch geblieben, denn beide sind jetzt schon 13/4 Jahre weg bei fremden Leuten gewesen. Da kann sich auch manches ändern, aber aus den früheren Briefen von Ruth, schrieb sie nur immer gut & zufrieden & wie nett die Leute auch zu Ruth sind, das macht einem doch viel Freude. – Von l. Karl & Familie hören wir G. s. D. gut. Also hoffe jetzt noch recht bald Gutes von Euch zu hören und Grüße für alle Lieben. Ihr selbst empfanget herzl. Grüße & Küsse von Eurer Euchl. & dankbaren Settchen

L. Lieselotte! Wir sind Tante Adler noch Brief schuldig, will aber mit Schreiben jetzt warten bis wir Antwort von Dir auf diesen Brief von heute haben. Ich freue mich, daß sie Dich eingeladen hat & Dich so schön beschenkt hat & haben Dir Handschuhe gut gefallen und waren Dir die Lederhandschuhe blau mit rot sicher sehr willkommen. Von Tante Josefine & Bernhard hören wir gar nichts & haben und habe ich ihnen schon 3 Briefe geschrieben, aber leider bleiben alle ohne Antwort, schreibe bitte auch hin, ob sie meine Briefe nicht erhalten haben. Nochmals Gruß & Kuß
Oma

Meine Lieben Alle! Wie erfreut wir alle waren, dass nun endlich mal Gute Nachrichten kamen, brauch ich Euch nicht weiter zu melden, denn wir waren alle sehr beunruhigt. Was der Inhalt dieses Briefes anbelangt willst Du l. Lieselotte alles gut beherzigen, denn du weisst ja, wie gut es die Lieben alle dort und wir mit Dir sowie mit unserem lieben Dudelsack meinen, befolge nur alles, was sämtliche Lieben zu Dir sagen, denn l. Oma hat ja alles schon im Briefe erwähnt, ich glaube es ist auch viel besser wenn du mit den Gerauer Jungens nicht soviel ausgehst, denn allzuviel kannst du doch nicht lernen, halte Dich mehr mit Amerikanern, die Wissen und Erfahrungen haben, sei brav und ordentlich, damit wir noch viele viele Freuden an Dir sowie l. Ruth haben. Ich glaube l. Jenny du bist derselben Meinung, aber wir können es von hieraus nicht beurteilen aber alles nicht merken lassen. Noch viele ganz liebe Grüsse & Küsse an alle Lieben
Opa

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Frankfurt, 13/11/1940

[Page 1]
My dear ones! On Monday, November 11, we received your dear letter of October 8 and on November 13 one of September 14. Both letters were on the way for a very long time but it’s better to write airmail letters because we were very worried. We are especially pleased to finally hear something good from dear Ruth. We are pleased again, because we have had no news for 11 weeks. I hope that by now you, my dear ones, have in your possession our letter No. 16 of November 4, in which we asked about the surgery of dear Lieselotte. Aunt Rosa, who also knew about it, had not told us anything, but now that we have seen her, she has read us the letter from dear Luzia. I hope you, dear Lieselotte, are completely recovered. And I am only sorry that you, my dear Jenny, as well as you, dear Aunt Sofia, and other dear ones had such troubles, but unfortunately nothing can be done about it. I cannot be grateful enough to you, my dear ones, what you all are so kind and good to Lieselotte. So I hope she appreciates it and shows her appreciation in each and every way. Since she is already earning money, let her pay the expenses herself, so that she will not be a burden to you, dear Jenny, because you are really doing enough. And if God wills, we can compensate for all this some day. Dear Jenny, in your letter of October 8 you literally wrote: „I think that now Lilo understands me better and knows how well I mean it with her“. These words have given me something to think about. I do not hope that Lieselotte does not care, as it must be self-evident, and I would be very grateful to you, dear Jenny, if you would write quite frankly and honestly about what it is all about. Lilo writes so enthusiastically about you and all the other dear ones in every letter. But dear Jenny, I hope that she is not to blame for anything. What a nice present you all gave Lieselotte for her birthday! I also thank you all very much, as well as dear Rudolf and Berg[?] Lieselotte must be happy to celebrate in such a beautiful group of family. It is much better that she is with you than with the folks she knows from Gerau. She also doesn’t need to go out with them so often, she actually wrote that she was going out

[Page 2]
mostly with Syd. There she is certainly in the best hands, she does not need to go out so often, because she is still soooo young and your family is so big. She is in good hands there. Recently she wrote how happy she feels in your beautiful home. I would like to ask you again, dear Jenny, to point out all the mistakes to Lieselotte, because she surely knows how well you mean it with her. She has always been a good, good child, and God willing, she will continue to be so. Our Ruth is also a good child and I hope she will stay that way, because both of them have been away for 13/4 years with strangers. Some things can change, but from Ruth’s earlier letters she only wrote that she was always well and content and how nice people are to Ruth. That gives us a lot of joy. – Thank God we hear good things from dear Karl and his family. So now I hope to hear good things from you quite soon and greetings for all the dear ones. You yourself receive warm greetings and kisses from your loving and grateful Settchen.

Dear Lieselotte! We still owe Aunt Adler a letter, but will wait with writing now until we have an answer from you to this letter from today. I am glad that she invited you and gave you such a nice present. You liked the gloves very much and the leather gloves blue with red were certainly very welcome to you. We don’t hear anything from Aunt Josefine and Bernhard. I have already written them 3 letters, but unfortunately all remain without answer. Please also write to them if they have not received my letters. Once again greetings & kisses
Oma

Dear all! I don’t need to tell you how pleased we all were that good news finally came, because we were all very worried. As far as the contents of this letter are concerned, you, dear Lieselotte, will take everything to heart, for you know how well the dear ones all there mean it – and we with you as well as with our dear bagpipe. Just follow everything that all the dear ones say to you, because dear Grandma has already mentioned everything in her letter. I think it is also much better if you don’t go out so much with the boys from Gerau, because you can’t learn too much, keep more company with Americans who have knowledge and experience, be well behaved and proper, so that we can still have many, many pleasures with you and with dear Ruth. I think, dear Jenny, you are of the same opinion, but we can not judge it from here, but do not let everything notice. Still many very dear greetings & kisses to all dear ones
Opa