10-08-1943 Levi Family

(Letzte Bearbeitung / last updated on 21/01/2024)

Brief von Else Levi, geb. Guckenheimer, und ihrem Mann Hermann Levi an die Guckenheimer Enkteltochter Lieselotte in Chicago vom 10. August 1943. / Letter from Else Levi, née Guckenheimer, and her husband Hermann Levi to the Guckenheimer granddaughter Lieselotte in Chicago from 10th of August 1943.

Transkription / Transcription

10-08-1943

English    Anfang / Top

Montevideo, 10. August 1943

Liebe Lieselotte
Deinen Brief vom 14. Mai haben wir erhalten, und uns sehr damit gefreut. Von Ruth hörten wir schon, dass Du verheiratet bist, und wünsche ich Dir und Deinem lieben Manne alles Gute, und gratuliere Euch aufs Herzlichste. Es freut mich, dass Du so einen netten Mann, und so liebe Eltern bekommen hast, und wollen wir nur wünschen, dass der Krieg bald zu Ende ist, und Ihr besseren Zeiten entgegen geht, und eine schöne Zukunft habt. Wie schön wäre das jetzt wenn Du Ruth auch in Amerika hättest und Deine l. Grosseltern können es erleben. Aber wer weiss wo die Menschen alle sind. Meine l. Mutter auch der Vater von Onkel Hermann wurden schon September vorigen Jahres nach Theresienstadt in die Tscheslowakei deportiert, und habe ich gar keine Hoffnung mehr dass sie leben. Für uns ist es doppelt traurig, da beide schon seit Dezember 41 die Einreisevisen nach Uruguay sowie die bezahlten Passagen in Händen hatten, und nicht mehr abreisen könnten. Sie haben beide noch 1 Jahr mit dem Visa in D. gesessen, trotzdem es genug Reisemöglichkeiten gab. Ich hoffe, dass Du alles in deutsch verstehst denn wie ich aus Deinem Briefe ersehe, sprichst Du ja gar kein deutsch mehr. Wir verstehen wohl ganz schön englisch, doch ist es besser, wenn Du wieder d. schreibst. Wir haben ein Geschäft, und bedienen sehr oft Engländer und Amerikaner, und kommen ganz schön mit unserem englisch aus. Wir verkauf modernen Schmuck, Ringe, Strümpfe, Wäsche, Handtaschen etc. und ist Jlse jetzt bei uns im Geschäft, Wie Du vielleicht weisst, war sie Zuschneiderin in Damen Kleidern, doch seit sie verheiratet ist, ist sie bei uns im Geschäft. Diese Woche hatten wir Brief von Tante Lucie mit Bildern, und ist Marianne so gross geworden, dass ich sie gar nicht mehr wieder erkennen würde. Mit Euren Bildchen habe ich mich ebenfalls sehr gefreut, Du siehst noch genau aus wie früher, und Dein Mann scheint noch ziemlich jung zu sein. Die Oma von Grieshein ist doch schon lange in New York bei Tante Lucie, sie hatte noch Glück aus Frankreich raus zu kommen. Sie war auch auf einem dieser Bildchen und sieht glänzend aus. Von Ruth habe ich auch Bildchen bekommen, sie sieht auch sehr gut aus, hoffentlich hat sie die Sache mit ihrer Heiraterei jetzt überwunden, sie soll nur warten bis sie den richtigen Mann findet, sie ist ja noch jung. Was habt Ihr beide doch ein Glück gehabt, dass Eure Grosseltern Euch nach England geschickt haben. Allzu viele Bekannte von früher haben wir hier nicht. Du wirst wohl niemanden von früher dort kennen. Buenos-Aires, was nur eine Tagesreise mit dem Schiff von hier entfernt ist, haben wir Verwandte, Onkel Hermann war auch dieses Jahr schon mal drüben. Er war ganz begeistert von dort, so schön ist es drüben, es ist halt eine Millionenstadt, und wir haben hier nur 3/4 Millionen Einwohner. Aber deshalb sind wir doch sehr zufrieden. Jlse wird Dir von sich alle Neuigkeiten schreiben, darum will ich jetzt schliessen. Lasse recht bald wieder von Dir hören, Grüsse an Deinen l. Mann und Schwiegereltern unbekannterweise, weiter alles Gute verbleibe ich mit den besten Wünschen Deine Tante Else

Liebe Lieselotte!
Mit Deinem Briefe habe ich mich sehr gefreut, daraus zu ersehen, dass es Dir gut geht, und gratuliere ich Dir noch nachträglich zu Deiner Verheiratung und wünsche Euch beide alles Gute. Hoffentlich ist der schreckliche Krieg bald vorbei, damit wir mal wieder etwas von unseren Lieben in D. hören können. Wie Tante Else bereits geschrieben hat, haben wir ein Geschäft, und sind ganz zufrieden. Alles andere haben wir bereits geschrieben, wünsche Dir sowie Deinem l. Manne weiter alles Gute, und grüsse Euch beide aufs Herzlichste Dein Onkel Hermann

Deutsch     Anfang / Top

Montevideo, 4th of August 1943

Dear Lieselotte,
We received your letter of May 14 and were very happy about it. We have already heard from Ruth that you are married. I wish you and your dear husband all the best and congratulate you most sincerely. I am glad that you have such a nice husband and such dear parents. We only wish that the war will soon be over and that you will meet better times and have a beautiful future. How nice that would be now if you had Ruth also in America and your dear grandparents would experience it. But who knows where all the people are. My dear mother and Uncle Hermann’s father were deported to Theresienstadt in Czechoslovakia last September. I have no hope at all that they are alive. For us it is double sad, because both had already since December 1941 the entry visas to Uruguay as well as the paid passages in hands, but could not leave. They both sat in Germany for another year with the visas, despite the fact that there were plenty of travel opportunities. I hope that you understand everything in German, because as I see from your letter, you don’t speak German at all anymore. We understand English quite well, but it is better if you write in German again. We have a store and very often serve Englishmen and Americans and get along quite well with our English. We sell modern jewelry, rings, stockings, lingerie, handbags, etc. Ilse is now with us in the store. As you may know, she was a dressmaker in ladies dresses, but since she has been married, she has been with us in the store. This week we had a letter from Aunt Luzie with pictures. Marianne has grown so much that I wouldn’t even recognize her. I was also very happy about your pictures, you look the same as before and your husband seems to be quite young. Granny from Griesheim has been in New York with Aunt Luzie for a long time. She was lucky to get out of France. She was also on one of these pictures and looks brilliant. I also got pictures of Ruth, she looks very good too. Hopefully she is over the marriage thing now. She should just wait until she finds the right man, she is still young. How lucky you both were that your grandparents sent you to England. We don’t have too many friends from the old days here. I don’t think you’ll know anyone from the old days. We have relatives in Buenos Aires, which is only a day’s boat ride from here. Uncle Hermann was there once this year. He was very enthusiastic about there, it is so beautiful over there, it is just a city of millions, and we have here only 3/4 million inhabitants. But that’s why we are very happy. Ilse will write you all the news from herself, so I will close now. Let me hear from you again soon, greetings to your dear husband and parents-in-law unknown, all the best, I remain with the best wishes, your Aunt Else.

Dear Lieselotte!
I was very pleased to receive your letter and to see that you are doing well. I also congratulate you on your marriage and wish you both all the best. Hopefully the terrible war will soon be over so that we can hear from our loved ones in Germany again. As Aunt Else has already written, we have a business, and are quite content. We have already written everything else. I wish you and your dear husband all the best and send my warmest regards to both of you, your Uncle Hermann.