30-04-1941 Guckenheimer

(Letzte Bearbeitung / last updated on 08/09/2024)

Brief von Settchen und Adolf Guckenheimer an ihre Enkeltochter Lieselotte und Familie Selig in Chicago am 30. April 1941. / Letter from Settchen and Adolf Guckenheimer to their granddaughter Lieselotte and the Selig family in Chicago on 30th of April 1941.

Transkription / Transcription

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(Nr. 36) Frankfurt, 30/04/1941

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Meine Lieben alle! Vor allem hoffe ich, daß es Euch gut geht & [Ihr] gesund seid, besonders Du l. Jenny hast Dich hoffentlich wieder ganz erholt, ebenso l. Paula. Auch wir sind G.s.d.[Gottseidank] gesund, nur sehr traurig, weil wir gar so wenig von Euch hören. Wir sind jetzt schon wieder 7. Wochen ohne Nachricht, der letzte Brief war vom 14. März. L. Lieselotte, ich habe Dir schon oft genug geschrieben, daß Du fleißiger & regelmäßiger schreiben sollst, aber ich werde es nicht mehr thun, wenn Du dieses nicht von selbst thun willst. Niemand von unsern ganzen Bekannten & Verwandten bekommt so wenig Nachricht wie wir. Herr Kupfer & viele andere haben schon Post vom 5 April & ist dieser [Brief] doch bald hier gewesen. Vorige Woche war ich in Wiesbaden, Tante Rosa hatte Brief von Montevideo, Ilse hatte auch grossen ausführlichen Brief geschrieben, die Verlobung ist wieder zurück [genommen], Sie ist ja auch noch zu jung & scheint es I. [Ilse] nicht so nahe gegangen sein, denn sie schrieb sehr vergnügt, sie verdaut sehr schön. Bis Ihr diesen Brief bekommt, werden wir ja schon längst Antwort auf unser Telegramm bekommen haben, damit wir mal wissen, woran wir halten. Luzie hat geschrieben, daß sie sich sehr bemüht, uns zu helfen und wirst also l. Jenny ja mit ihr in Verbindung stehen. Gestern war Berta Schwarzschild hier & hat sie die A. C. Bescheinigung bekommen. Tante Rose hat für Januar gebucht. Ich weiß in unserer Sache heute nicht viel zu berichten, daß wir die Antwort abwarten wollen. Herr Frohmann wird jetzt auch drüben angekommen sein und werdet Ihr bestimmt bald von ihm hören, er hat seit seiner Abreise uns schon 5 mal geschrieben, er war uns ein lieber Freund & freue ich mit ihm, daß er jetzt bei seinen Lieben ist. L. Lieselotte hast Du jetzt die Adr. von Euren Chicagoer Verwandten? Ich meine, es könnte doch auch nützlich sein, auch wegen Ruth. Bin ja so begierig, wenn wir Brief von Euch bekommen & erwähne ich nochmals, daß Du doch unsere

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Fragen beantworten solltest & öfters schreiben, nur thut es sehr weh, wenn [ich] von den anderen Leuten immer höre, wie fleißig ihre Kinder schreiben. Oder hast Du so wenig Zeit für uns übrig? Man freut sich doch so sehr, Gutes von allen Lieben zu hören. Wir haben mit gleicher Post auch wieder an Bernhard & Tante Luzie geschrieben. Von Onkel Karl hatten wir auch Brief & geht es allen gesundheitlich gut. Bei Euch wird es durch die l. Kinder recht lebhaft sein & wird die l. Urgroßmutter ihre Freude an den l. Kleinen haben. In der Hoffnung recht recht recht bald von Euch allen meine Lieben zu hören grüßt & küßt Euch innigst Eure Euchl. Settchen & Oma.

Meine Lieben alle! Daß Du, l. Lieselotte so wenig an uns schreibst, hätte ich mir nicht träumen lassen, und gar nichts für uns tun kannst, ist mir auch ein Rätsel. Setzt Du Dich nicht mit unseren Verwandten in Verbindung und damit […unleserlich…] wird? Grüßt alle Lieben von mir und […unleserlich…] und seid geküßt von Eurem Opa

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(No. 36) Frankfurt, 30/04/1941

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My dear all! First of all I hope that you are well and healthy, especially you, dear Jenny, have hopefully recovered completely, as well as dear Paula. We are also healthy, thank God, but very sad because we hear so little from you. We have been without news for 7 weeks now. The last letter was dated March 14. Dear Lieselotte, I have written to you often enough that you should write more diligently and frequently, but I will no longer do so if you do not want to do so of your own initiative. None of all our friends and relatives receive as little news as we do. Mr. Kupfer and many others already have mail from April 5 and that letter has been here soon anyway. Last week I was in Wiesbaden. Aunt Rosa had a letter from Montevideo. Ilse had also written a large, detailed letter, the engagement has been withdrawn again. After all, she is still too young and it seems that Ilse was not that upset, because she wrote very happily, she digests very nicely. By the time you receive this letter, we will have already received an answer to our telegram, so that we know where we stand. Luzie has written that she is trying very hard to help us. So, dear Jenny, you will be in touch with her. Yesterday Berta Schwarzschild was here. She has received the A. C. certificate. Aunt Rose has booked for January. I don’t know much to report in our matter today, only that we want to wait for the answer. Mr. Frohmann will now also have arrived over there and you will certainly hear from him soon. He has already written to us 5 times since his departure, he was a dear friend to us and I am glad with him that he is now with his loved ones. Dear Lieselotte, do you now have the address of your Chicago relatives? I mean, it might be useful after all, also because of Ruth. I am so desirous when we get a letter from you. So I mention again that you should answer our

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questions and write more often. But it hurts a lot when I hear from other people how diligently their children write. Or do you have so little time left for us? One is so happy to hear good things from all the dear ones. We also wrote again to Bernhard and Aunt Luzie with the same post. We also had a letter from Uncle Karl. Everyone’s health is good. It will be quite lively with you because of the dear children. The dear great-grandmother will have her joy with the little ones. Hoping to hear from you all very soon, my dear ones, greetings and kisses from your loving Settchen & Oma.

My dear ones all! That you, dear Lieselotte, write so little to us, I would not have dreamed of, and that you can do nothing for us, is also a mystery to me. Don’t you get in touch with our relatives and so that […illegible…] becomes? Greetings to all loved ones from me and […illegible…] and be kissed by your Opa