(Letzte Bearbeitung / last updated on 08/09/2024)
Brief von Settchen und Adolf Guckenheimer an ihre Enkeltochter Lieselotte und Familie Selig in Chicago am 2. Mai 1941. / Letter from Settchen and Adolf Guckenheimer to their granddaughter Lieselotte and the Selig family in Chicago on 2nd of May 1941.
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(Nr. 37) Frankfurt, 02/05/1941
[Seite 1]
Meine Lieben Alle! Obgleich zuerst am 29 April geschrieben, will doch sofort den von Euch heute erhaltenen Brief beantworten. Wir haben uns sehr gefreut, nach 6 Wochen endlich mal wieder etwas von Euch zu hören & besonders daß es Euch Allen & ganz besonders l. Ruth gut geht. Daß es bei Euch ziemlich lebhaft ist, kann ich mir wohl denken, denn Kinder bringen Leben & viel Freude ins Haus, ich weiß dies aus eigener Erfahrung. Und [man] nimmt munter die Arbeit gerne mit ins Spiel. Hoffentlich findet l. Manfred recht bald die gewünschte Arbeit. L. Jenny wie [wir] Dir ja schon öfters geschrieben haben, haben wir an sämtliche Verwandten welche in Frage kommen geschrieben & l. Luzie & Julius bemühen sich sehr uns zu helfen, wir hätten dieses nur schon früher thun sollen, vielleicht wären wir heute auch weiter, nur w.G.w.[wenn Gott will] wird es auch jetzt noch klappen. Bis Euch dieser Brief erreicht, haben wir doch sicher schon längst Antwort auf unser Telegramm, damit wir endlich mal wissen woran wir halten. Ich danke Dir recht herzlich für deine Briefchen & Güter für l. Ruth. Lieselotte soll mal zu den Chicagoer Verwandten gehen, wenn sie die Adr.[Adresse] von Tante Laura hat, diese thun vielleicht auch etwas für R[Ruth]. L. Rudolf wird jetzt wieder von seiner Reise zurück sein, vielleicht ist er uns auch behilflich, wir wären ihm sehr dankbar. Hat Emma Nachricht von ihrer Schwester? L. Jenny wir haben nur einen Brief vor Dir erhalten, dieser vom 23 Jan. ist leider nicht angekommen. Unser Mitbewohner Herr Kupfer, hatte heute auch Brief von seinem Sohn & zwar schon von 18 April, die Post geht jetzt wieder besser, aber nicht so regelmäßig, denn unser Brief an Euch mein Lieben war vom 24 März, wir freuen uns doch immer sehr, wenn wir Gutes hören & daß Ihr alle gesund seid. Es ist für l. Tante Sofie unbedingt ein großes Glück ihre l. Kinder Enkel & Urenkel & die sonstigen Lieben bei sich zu haben, w.G.w.[wenn Gott will] kann sie dies noch recht viele Jahre. Ich will jetzt noch einige Zeilen an Lieselotte schreiben, bleibt weiter gesund & seid alle herzlich gegrüßt & geküßt von Eurer Euchl. dankbaren Settchen & Oma.
Meine Lieben! Auch von mir die innigsten Grüße & alles Gute wünsche ich Euch von ganzem Herzen Euer Vetter & Opa
[Seite 2]
Nr. 37. 2 Mai
Meine liebe Lieselotte! Wie sehr wir uns freuten, nach 6 Wochen mal wieder von Euch zu hören, kannst Du Dir wohl denken & besonders, daß es Dir & Deinem Schwesterchen gut geht. Jetzt möchte [ich] mal gerne unsere Fragen beantwortet haben, welches Du leider nicht thust. Du schreibst, ihr hättet unser Brief von 5 März erhalten, dies war Nr. 29 & l. Paula schrieb am 27 Febr, Ihr hättet Briefe von Nr. 24 & 25 bekommen, also wäre noch 4 Briefe zu bestätigen & von März bis heute bin [ich jetzt] an Nr. 37 angekommen, dies wären weitere 8 Briefe. Welche habt Ihr jetzt bekommen, denn dies müßte [ich] doch unbedingt wissen, ob Ihr über alles im Bilde seid. Hast du von Onkel Fritz Brocklyn etwas gehört? Ich habe ihm durch Frau Trasser, Schwester von Tante Hede (Offenbach) Bescheid sagen lassen, es ist nicht schön von ihm, daß er nichts von sich hören läßt, wo beide doch so oft Gastfreundschaft bei uns genossen haben. Hast Du Dir Adr. [Adresse] von Tante Laura von den Chicagoer Verwandten [geben lassen]? Hast Du von den übrigen Verwandten etwas gehört? Hast Du Frank Rothschild gesprochen? Wenn Du diesen Brief Nr. 37 beantwortest, nimm diesen zur Hand & beantworte bitte diese Fragen. Warum bist Du in einem andern Geschäft, bist Du gegangen oder hast Du gekündigt bekommen? L. Lieselotte Du verdienst für den Anfang sehr schön & wenn Du das Krankenhaus fertig bezahlt hast, hast Du auch wieder mehr übrig. Ich weiß wohl, daß es immer Geld kosten, man hat immer Ausgaben, aber leider kann [ich] Dir ja nicht helfen. Friedel Schott verdient auch noch nicht mehr & ist älter als Du, aber dies kommt schon mit der Zeit, nur immer hübsch fleißig sein & gewißenhaft seine Pflichten erfüllen jedem gegenüber, dies ist dir ganz sicher. Kommst Du noch manchmal mit Hirschs zusammen oder sonstigen Bekannten? Wir hätten doch gar zu gerne mal ein Bildchen bitte bitte. Wie Du schreibst, ist Karl nicht mehr in Chicago, ist Syd auch mit ihm zusammen? So nun Schluß mit innigsten noch für Dein Bildchen Küssen & in Liebe Deine Dichl. Oma
Mein liebes Kind! Auch ich kann alles bestätigen, was l. Oma schreibt und so fort und so weiter, und wird dann Lilo so gut werden. Opa
[RAND OBEN] Wenn Du nach Alzey schreibst, kannst Du den Brief betreffs uns beilegen.
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(No. 37) Frankfurt, 02/05/1941
[Page 1]
Dear all! Although we last wrote on April 29, I want to answer immediately the letter we received from you today. We were very happy to finally hear from you again after 6 weeks and especially that all of you and especially dear Ruth are doing well. I can well imagine that it is quite lively with you, because children bring life and much joy into the house, I know this from my own experience. And one gladly accepts the work. Hopefully dear Manfred will soon find the work he wants. Dear Jenny, as we have already written to you several times, we have contacted all relatives who might be able to help. Dear Luzie and Julius are trying very hard to support us. We should have made this effort much earlier, perhaps we would be further along today. Only if God wills, it will still succeed in this moment. By the time this letter reaches you, we will surely have already received an answer to our telegram, so that we finally know where we stand. Thank you very much for your letters and the goods for dear Ruth. Lieselotte should go to the Chicago relatives if she has the address from Aunt Laura. They might do something for Ruth, too. Dear Rudolf will now be back from his trip, perhaps he will also be helpful to us, we would be very obliged to him. Has Emma had any news of her sister? Dear Jenny, we received only one letter from you, that dated January 23, unfortunately, did not arrive. Our housemate Mr. Kupfer also had a letter from his son today, and it was already from April 18. The mail is going better now, but not so regularly, because our letter to you, my dear, was dated March 24. We are always very happy when we hear good things and that you are all healthy. It will certainly be a great joy for dear Aunt Sofie to have her dear children, grandchildren and great-grandchildren and other loved ones with her. God willing, she will be able to do this for many more years. I would now like to write a few lines to Lieselotte. Stay healthy and are all warmly greeted and kissed by your loving, grateful Settchen & Oma.
My dears! Also from me the warmest greetings and all the best I wish you from the bottom of my heart, your cousin & Opa.
[Page 2]
No 37. 2 May
My dear Lieselotte! You can imagine how happy we were to hear from you again after 6 weeks and especially that you and your sister are doing well. Now I would like to have our questions answered, which you unfortunately did not do. You write that you received our letter of March 5. This was No. 29, and dear Paula wrote on February 27 that you had received letters No. 24 and 25, so there are still 4 letters to be confirmed. From March to today I have arrived at No. 37. This have been another 8 letters. Which ones have you received now? Because this I should know necessarily, whether you are about everything in the picture. Have you heard anything from Uncle Fritz Brocklyn? I let him know through Mrs. Trasser, sister of Aunt Hede (Offenbach). It is not nice of him not to let us hear from him, when they have both enjoyed hospitality with us so often. Did you get from Aunt Laura the address of the Chicago relatives? Have you heard from the other relatives? Have you spoken to Frank Rothschild? When you answer this letter No. 37, please take it in hand and answer these questions. Why are you in another store? Did you leave or were you fired? Dear Lieselotte, you are earning very nicely for a start and when you have finished paying for the hospital, you will have more left over. I know that it always costs money, you always have expenses, but unfortunately I can’t help you. Friedel Schott doesn’t earn more and is older than you. But this will come with time, just be diligent and conscientiously fulfill your duties to everyone, you can be sure of that. Do you still sometimes get together with Hirschs or other friends? We would love to have a picture, please, please. As you write, Karl is no longer in Chicago, is Syd also with him? So now, let’s end with heartfelt kisses for your picture and with love, your loving Oma.
My dear child! I, too, can confirm everything that dear grandma writes, and so on and so on, and it will all be fine then, Lila. Opa
[MARGIN TOP] If you write to Alzey, you can enclose the letter regarding us.